I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas. 159
$ 239. Inseln, a) Sizilien hat etwa die Größe einer mittleren
preußischen Provinz (26000 qkmj. Einst die Kornkammer Roms, ist die
Insel trotz Wald- und Wasserarmut immer noch die schönste des Mittel-
meeres und wieder im Aufblühen begriffen. Wie auch sonst in Italien
wohnt die Bevölkerung (3,5 Mill.) mit Vorliebe in Städten (60 über 10000 E.).
Die wichtigsten Orte sind an der Nordseite Palermo (310), an der
Ostseite Messina, an der gleichnamigen Meeresstraße (1908 durch ein snrcht-
bares Erdbeben zerstört), Hauptausfuhrplatz für Südfrüchte, und Catänia
am Fuße des Ätna. Auf der Südseite ist Girgenti ^dschirdschenti^ Mittel-
punkt des Schwefelbergbaues.
b) Das rechteckige, meist gebirgige Sardinien ist nur wenig kleiner
als Sizilien, aber dünn bevölkert. Sein Haupthafen ist Cagliari skaljäri^.
In französischem Besitz ist das von Italienern bewohnte Korsika, in
britischem die gut angebaute und überaus dicht bevölkerte Maltagruppe,
ebenfalls mit italienischer Bevölkerung.
Italiens Kolonien beschränken sich auf kleine Besitzungen an der Ost-
feile Afrikas.
Zeichnungen: 1. Die Apennin-Halbinsel. Die Bahn von Bologna
bis Brindisi ist einzutragen.
2. Die Lombardische Tiefebene. Im N werden nur die größeren
Ausbuchtungen der politischen Grenze eingetragen. Die Bahn von Mailand
bis Ancöna ist aufzunehmen. _________-—-
8. Die Pyrenäen-Halbinsel.
590000 qkin, etwas größer als das Deutsche Reich, nur 25 Mill, E,, kaum 2/s so dicht
bevölkert wie das Deutsche Reich.
§ 240. Lage, Gestalt, Größe, Gliederung. — Aufgaben. 1. Suche
den südlichsten Punkt der Halbinsel und vergleiche ihn hinsichtlich der Lage
mit den Südpunkten der Apennin- und Balkan-Halbinsel! 2. Wie verhält
sich der 40." n. Br. zu ihr, zu den beiden anderen Halbinseln? 3. Wie liegen
der 5. und der 10.° w. L. zu Spanien, zu Großbritannien? 4. Vergleiche
die Pyrenäen-Halbinsel mit der Balkan-Halbinsel hinsichtlich der Gliederung!
Tie einem Viereck gleichende Pyrenäen-Halbinsel bildet das Südwestende
des Europäischen Festlandes. Sie ist die größte der südeuropäischen Halb-
inseln (jedoch kleiner als Skandinavien). Die Nordseite hängt im 0 auf
400 km mit dem übrigen Europa zusammen; die Verbindung wird jedoch
durch die unwegsamen Pyrenäen sehr erschwert.
§ 241. Bodengestalt. Am Nord- und Südrande besitzt die Halbinsel
je ein Hochgebirge: 1. im N die Pyrenäen, 2. im 8 zieht die Sierra
Nevada (^ Schneegebirge) am Mittelmeer entlang. Hier ist der Mulhacen
[mut-aßen] mit 3500 m der höchste Punkt Europas außer deu Alpen.
Der größte Teil der Halbinsel ist ein nach W geneigtes Hochland,
das von steilen Randgebirgen umgeben ist. Solche Gebirge siud: 1. im
X das Kautabrische Gebirge; es steht in unmittelbarer Verbindung mit
den Pyrenäen; 2. im No das Iberische Gebirge; 3. im 8 die Sierra
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112 Europa.
wohlgepflegten Garten gleicht. Sie ist darum sehr dicht bevölkert und reich
an größeren Städten.
Die Halbinsel wird vom Apennin, einem jungen Faltengebirge, durch
zogen. Der Apennin erreicht in dem milden, öden, verkarsteten, mit Schutt
Halden bedeckten Kalkhochlande der Abruzzen seine höchsten Erhebungen.
Hier der Gran Sasso, d. i. großer Felsen, 2920 m. Das ganze Gebirge ist
sehr wasserarm. Im n. Teil vorzüglicher Marmor (Carrara). — Die Ostseite
der Halbinsel hat einen schmalen Küstensaum. Die Westseite ist die begünstig
tere mit den bedeutendsten Flüssen, Arno, Tiber und Volturno; sie hat
talreiche Uferlandschaften und Küstenebenen, ist buchten- und hafenreich und
von Küsteninseln begleitet, z. B. Elba, Capri. Um den Arno breitet sich das
fruchtbare toskanische Tiefland aus, das im 8. von der Arnomündung
indes die fieberhauchenden Maremmen (Sumpfniederungen) aufweist. Um
die Tiber die wellige baumlofe römische Campagna (kampänja)*). Sie
ist wenig fruchtbar und geht im 8. in die von Fieberdunst überlagerten
pontinischen Sümpfe über. Das fchönste Gebiet ist die Campanische
Tiefebene, „die glückliche", um den Volturno. Hier erhebt sich in der Nähe
von Neapel der Vesuv in mehr als Brockenhöhe. Die Apulische Ebene
ist wasserarm und steppenartiges Weideland.
Die Halbinsel hat Mittelmeerklima, milde Winter mit sehr seltenem
Schneefall und sonnige, regenlosen Sommer. Regen fällt im Herbst und
Winter. Ein ungewöhnlich warmer, südlicher Wind ist der Scirocco. Die
vor Nordwinden geschützte Riviera (= Gestade), am Golf von Genua, ist
durch ihren milden, sonnigen Winter berühmt und wird von vielen Brust-
kranken aufgesucht. Das Klima der Halbinsel ist dem Gedeihen der Süd-
fruchte (Apfelsinen, Citronen, Feigen :c.) zuträglich. Die Mittelmeergewächse
(Cypresse, Pinie, Myrte, Lorbeer, Agave und Kaktus) haben ihre Vegetations-
zeit im Winter.
Die Inseln. Die bedeutendste ist Sizilien, ein wellenförmiges Tafellands
das im N. in regelrechte Gebirgszüge übergeht, die eine Fortsetzung des
Apennins bilden. Im Ü. der Ätna, ein Vulkan mit vielen Kratern, 3^80 m
hoch. — Vor der Nordküste Siziliens die Liparischen Inseln, ebenfalls
vulkanischer Natur mit dem ununterbrochen tätigen Vulkan Strom doli.
Zu Italien gehört serner die gebirgige Insel Sardinien.
Korsika ist sranzössisch, die Maltagruppe englisch.
Wie fast ganz Südeuropa ist auch Italien größtenteils junges Land,
der Apennin faltete sich zuletzt in der Tertiärzeit. Als Folgeerscheinungen
daher noch jetzt vulkanische Ausbrüche, Erdbeben. (Vergl. S. 25.)
2. Tie Bewohner sind ein romanisches Volk mit einheitlichem
Gepräge. Nichtitaliener gibt es sehr wenige im Lande. „Der Italiener ist
leichter, munterer, erregbarer als der gravitätische Spanier, phantasiereicher
und kunstsinniger als der nüchterne Franzose; der Norditaliener erregt durch
seine Arbeitstätigkeit und Genügsamkeit häufig Bewunderung." In Rom
wohnt das Oberhaupt der römisch-katholischen Christenheit. Die Volksbildung
des katholischen Landes steht auf niedriger Stufe. — Im Altertum war
Italien der Kern des großen Römischen Reiches, das alle Mittelmeerländer
und weite Hinterländer umfaßte. Im Mittelalter blühten besonders Kunst
und Wissenschaft in Italien. Noch heute werden die Meisterwerke der be-
rühmten italienischen Maler bewundert.
Die Ha uptnahrungsguelle der Bevölkerung ist die Land-
Wirtschaft.
*) = das Feld, vergl. Eampanien, Champagne!
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Extrahierte Personennamen: Arno Arno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Elba Capri Neapel Genua Sizilien Siziliens Italien Sardinien Korsika Südeuropa Italien Rom Altertum Italien Italien
§ 52. Die Alpen.
123
Die bedeutendsten Teile der s. Kalkalpen sind die Bergamasker
und Adamello-Alpen, letztere ganz aus vulkanischem Gestein, mit
den prächtigen oberitalienischen Seen, dem Jseo- und Gardasee, an
dessen geschützten Ufern Südfrüchte gedeihen (Riva); ö. des seit alten
Zeiten für den Verkehr wichtigen Etschtales (Trient) die Südtiroler
Dolomiten, deren wunderbar rötliche, oft sehr schroffe Felswände
das Auge entzücken, dann die Carnischen und Julischen Alpen mit
dem Triglav, der bei 2900 m Höhe die letzte größere Spitze hier im
So. ist. Die Kar st Hochfläche, in deren Kalkgestein die Flüsse oft
verschwinden und in unterirdischen Höhlen weiterfließen, und deren
Tropfsteingrotten (bei Adelsberg) viele besuchen, endigt in der Halb-
insel Jstrien am Adriatischen Meer. Die Entwässerung dieser Alpen
erfolgt nach O. in die Donau durch die Drau mit der Mur und die
Save.
6. Klima. Das Klima der Alpen ist der Höhenlage der einzelnen
Gebiete entsprechend, die Temperatur nimmt bei durchschnittlich 150 m
Steigung um 10 C ab. Die nach S. offenen Flußtäler haben mildere
Winter und warme Sommer. Auch die Flußtäler und Ufer der Seen,
z. B. des Genfer Sees, sind milder. Die Niederschlagsmengen sind überall
reichlich. Durch seine Höhe bildet das Gebirge eine scharfe Grenze
zwischen den mitteleuropäischen Laub- und Nadelwäldern und den
immergrünen Gewächsen Südeuropas.
7. Kultur. Ackerbau wird bis 1500 m Höhe getrieben, dann
beginnt die Waldregion, welche bei 2000 m in die der im Sommer
mit saftigen Kräutern bedeckten Matten übergeht. Diese ermöglichen
eine ausgedehnte Rindviehzucht. Mit 2500 m beginnt die Region des
ewigen Schnees. Alpenhasen, Gemsen und Steinböcke, das Schnee-
Huhn, der Steinadler und Lämmergeier beleben die Berge, an deren
Abhängen die Alpenrosen blühen.
8. Bevölkerung. Die Alpen sind als Gebirge außerordentlich
dicht bevölkert. Von der keltischen Urbevölkerung sind die Rhäto-
Romanen in Graubünden als Nachkommen übrig geblieben; im S.
und ganzen Sw. wohnen Romanen, Italiener und Franzosen, im O.
Slawen, im ganzen übrigen Gebiet, also überwiegend, Germanen.
Alle Bewohner haben in dem steten Kampf mit der Nawr sich zu
kühnen, aber mit ruhiger Überlegung handelnden Menschen heran-
gebildet, die im Verkehr sich eine gewisse harmlose Offenheit bewahrt
haben. Bei der Abgeschlossenheit ihrer Heimat haben sich viele alte
Sitten und Gebräuche erhalten.
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344
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Viehzucht. Die südlichste Alpenlandschaft sowie die den Südsaum der Alpen
und weiterhin des Apennin kränzende, herrliche Riviera zeigen in Natur und
Kultur vollständig südeuropäischen, mittelmeerischen Charakter. Von den fran-
zösischen Alpenpüssen dient als Eisenbahnweg nur der Mont Cenis-Paßi.
b) Siedlungen. In der zum größten Teile ärmlichen Landschaft Savoyen ist
Chamonix der beliebte Sammelpunkt für die Besucher des Montblanc-Gebietes ge-
worden. Die wichtigsten Alpenstraßen deckt Grenoble {15), der Sitz einer be-
deutenden Handschuhfabrikation, zu der die Ziegen- und Schafzucht auf den Alpen-
weiden der Landschaft Dauphine den Rohstoff liefert. In der Provence, die
viel Olivenöl erzeugt, entwickelte sich das im 6. Jahrhundert v. Chr. als Massilia
gegründete Marseille (550) durch seinen tiefen, rings von Bergen umgebenen
Hafen zum größten Seehandelsplatz Frankreichs, deffen Emporblühen infolge seiner
günstigen Lage zu den französischen Kolonien Nordafrikas wie zu der wichtigen
Verkehrsstraße nach Ostasien wesentlich gefördert wird. Kriegshafen ist Toulon
(105). An der wintermilden Riviera sind vor allem die „Blumenstadt" Nizza
(150), Cannes (30) und das mit allen Reizen der Natur ausgestattete Monte
Carlo in dem kleinen Fürstentum Monaco zu besuchten Winterkurorteu ge-
worden. — Die gebirgige Insel Korsika zeigt in Klima und Pflanzenwuchs ita-
lienisches Gepräge. Bodenbau und Viehzucht sind nur gering entwickelt. Napo-
leons I. Geburtsstadt, Ajaccio, wurde Winterkurort. (Vgl. § 222.)
Die Pyrenäen s. § 227.
tean und dem östlichen Gebirgsrande des Seinebeckens. Die im ganzen ziemlich
geschlossene, aber schluchtenreiche und wild zerrissene Erhebungsmasse des südlichen
Hochlandes bricht mit einem Steilrande, den Cevennen (1200 bis 1500 m),
gegen 0 und 30 ab; im N und Nw geht sie in allmählicher Abdachung, der
auch die Flüsse folgen, ins Tiefland über. Seine heutige Umrißgestaltung er-
hielt das in der Karbonzeit aufgefaltete Gebirge durch tertiäre Verwerfungen,
die von Eruptionen begleitet waren und daher zur Aufschüttung von Vulkan-
bergen Veranlassung gaben. Das Hauptvulkangebiet ist das Hochland
der Auvergue mit zahlreichen Kraterbergen, Basaltkuppen, Maaren, heißen
Quellen, Lavadecken und Lavaströmen. Der höchste der ehemaligen Feuerberge,
der Mont Dore (1900 m), ist zugleich der höchste Berg im Innern Frank-
reichs; nördlich von ihm erhebt sich der Pny de Dome zu nahezu 1500 m
(Bild 47). Außer kristallinischen und vulkanischen Gesteinen lagern in nnge-
störter Schichtung mancherorts jüngere Bildungen. Wirtschaftlich am bedent-
samsten sind die Gegenden mit Steinkohlen- und mit Eisenerzlagern. Die wich-
tigsten Steinkohlengebiete des südöstlichen Frankreich finden sich am
Canal du Centre (Crensot und Antun), bei St. Etieuue (Loirebecken), Alais
(Langnedoc) und am Mittlern Lot, einem Nebenflüsse der Garonne.
Jenseits des Canal du Centre streichen die schmalen, an den Sonnen-
hängen weinreichen Kalkrücken der Eöte d'or (d. i. Goldhügel) bis zum Kanal
i Vgl. § 194, Fußnote.
§ 233. g Das Französische Mittelgebirge.
a) Naturbeschaffenheit. Es besteht
aus dem Französischen Zentralpla-
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Extrahierte Personennamen: Carlo
Extrahierte Ortsnamen: Europa Chamonix Grenoble Massilia Marseille Frankreichs Nordafrikas Ostasien Toulon Nizza Cannes Monaco Korsika Ajaccio Frank- Frankreich
A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 6. Italien. 327
a) Bodengestaltung. (Fig. 185.) Es wird in seiner 8 221.
ganzen Ausdehnung von demapennin durchzogen,
einem schmalen, durch Brüche zerstückelten Faltengebirge, das sich in einem
nach Sw geöffneten Bogen von der Senke bei Savöna bis zur Meerenge von
Messina erstreckt. In der Doppelkette der Abrnzzen erreicht der Gran Sasso
d' Jtalia (d.i. großer Fels von Italien) fast die Höhe der Zugspitze. Die
inneren Gürtel des Apenninbogens sind bis ans Sardinien, Korsika und
kleinere Trümmerstücke durch Einbruch verschwunden. Am Bruchrande
zwischen den zertrümmerten Vorketten des Apennin erfolgten, wie noch heute,
zahlreiche vulkanische Ausbrüche, namentlich im Vesuv (Bild 13), im Ätna
und im Strömboli (Bild 15), der wegen seiner ständigen Tätigkeit den
Schiffern nachts, einem Leuchtturm ähnlich, als Fahrzeichen dient.
B. Halbinsel-Italien.
188. Macchia bei Bagni in den Albaner Bergen.
Die Vegetation der Macchia setzt sich zusammen aus Dorn-, Hartlaub- und immergrünen Eichenbüschen, aus
Lorbeer, Myrte, Pistazie, Erdbeerbaum, Einster, Erika, Oleander und stacheligen, kniehohen Halbsträuchern.
An der tyrrhenischen Seite des Apennin breitet sich zwischen der
geschlossenen Gebirgskette und der Küste ein Vorland aus. Es ist teils
Hügelland mit vereinzelten Gebirgsstücken, teils das Erzeugnis vnlkauischer
Ausschüttung, teils angeschwemmter Boden. Von den Marmorbergen Carraras
bis zum Golf von Neapel zieht sich mit Unterbrechungen eine sumpfige, öde
Küsteuuiederuug (Maremmeu) hin, die namentlich im Sommer von der
Malaria * heimgesucht wird und dann fast menschenleer ist. In der kühleren
Jahreszeit, im Herbst und Winter, weiden hier große Herden von Rindern,
* Die Malaria herrscht auch in dem Küstensaume der Po-Ebene, an den Küsten Süd-
Italiens sowie in großen Teilen Siziliens und Sardiniens. lvgl. § 170, Fußnote.)
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290
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Rheingebietes und im Engadin (Graubünden) erhalten. Im Kanton Tessin wohnen
Italiener, fast 7<>/g der Gesamtbevölkerung, im westlichen Rhone-und im westlichen
Juragebiet Franzosen 1, 22<>/g. Die Hauptmasse bilden schwäbische Deutsche,
70 0/0, deren Einwirkung auf die Kultur der Gesamtheit ausschlaggebend ist. Aber
auch die Reichsdeutschen sind auf den Gebieten der Literatur und der Erziehung von
den Schweizern beeinflußt worden. Stark ist die Zuwanderung von Ausländern,
die bisher leicht vom Schweizer Volkstum aufgesogen und so ein befruchtendes,
zum Fortschritt drängendes Kulturelement wurden. ■—■ Der kirchlichen Zuge-
hörigkeit nach sind die Schweizer zu fast drei Fünfteln protestantisch, reichlich ein
Drittel ist katholisch. Der Rest gehört andern Religionsgemeinschaften an.
Trotz dieser Unterschiede ist die Bevölkerung politisch ein einheit-
liches Volk, das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts dem Auslande gegenüber
fest zufammenhält. Seit 1648 vom Deutschen Reiche losgelöst, bildet es eine „Eid-
genoffenschaft", eine aus 25 Kantonen zusammengesetzte Republik. Jeder Kanton
ist in der Verwaltung seiner inneren Angelegenheiten fast selbständig. Die Kantone
sind meist nach den Hauptorten benannt.
§ 201. Übersicht über die Städte in Tausenden (1910).
1. Französische Schweiz........ Genf. . . 125. Lausanne . 65.
La Chanx de Fonds 40. Neuenburg 25. Montreux . 20.
2. Deutsche Schweizer Hochfläche . . Zürich . . 200. Bern . . . 90.
Lnzern 40. Freiburg. 20. Schaffhausen 20.
3. Oberrheinische Tiefebene..... Basel . . 135.
4. Deutsches Nordostalpenland . . . St. Gallen 65. Chur . . . 15.
5. Italienisches Südalpenland . . . Lugano. . 10.
3. Österreich-Ungarn.
675 000 qkm, fast 52 Mill. E., 76 E. auf 1 qkra.
-|mal so groß wie das D. 3t., | seiner Einwohnerzahl, f so dicht bevölkert.
§ 202. I. Lage und Grenzen. Österreich-Ungarn ist nach Rußland der größte und
nach Rußland und Deutschland der volkreichste Staat Europas. Seine nordsüdliche
Erstreckung im Gradnetz stimmt mit der Frankreichs überein (42" bis 51° N), seine
West- und Ostgrenze sind 17 Längengrade (9°30' bis 26° 30') voneinander ent-
fernt. Der längste Tag des Jahres im südlichsten Teile der Monarchie ist gegen
den im nördlichsten um Stunde kürzer; der Unterschied in der Ortszeit zwischen
dem W und 0 beträgt 68 Minuten. Österreich-Ungarn ist der Binnenstaat unter
den Großmächten Europas; deun kein anderer europäischer Großstaat besitzt eine
verhältnismäßig so kurze Meeresküste s1500 km) wie die Donaumonarchie. Zudem
liegt die Adria, welche die Halbinsel Jstrien und das Küstenland Dalmatien bespült,
nicht nur abseits der großen ozeanischen Verkehrsstraßen, sondern ihre Küsten sind
auch von den ertragreichen Ländern des Innern durch Gebirge von sehr geringer
Wegsamkeit abgesperrt. Endlich münden die schiffbaren Flüsse des Reiches in fremden
Ländern, so auch der größte Strom des Landes, die Donau. Durch diese Verhältnisse
1 Französisch wird gesprochen westlich von der Linie Mt.terrible—bieler See—siders.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheingebietes Genf Lausanne Neuenburg Montreux Freiburg Schaffhausen Lugano Deutschland Europas Frankreichs Europas Adria Dalmatien Donau
Blick aus dem Kurgarten don Monte Carlo. Hinter Sträuchern und Palmen, die aus südlicherer Heimat stammen, erglänzt das azurblaue Meer
bis an die Vorberge der Seealpen, deren untere Hänge um die Osterzeit im rosenfarbenen Kleide der blühenden Mandel- und Pfirsichbäume prangen. Der
Küstensaum, die „Riviera", wird wegen des milden Klimas und der heilkräftigen Luft in der rauhen Jahreszeit von Erholungsbedürftigen aus allen Erdteilen
aufgesucht. Die hellfarbigen Häuser der Stadt schimmern aus prächtigen Gärten hervor und säumen den Futz der Berge.
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Die Apenninen-Halbinsel oder Italien.
Inseln des Adriatischen Meeres entstand Venedig, von zahlreichen Kanälen
durchzogen, reich an Kirchen und Palästen (Dogenpalast), einst die mächtigste
Handelsrepublik Europas, noch heute der erste Seehafen an der Ostküste Italiens.
Die lombardische Tiefebene ist als Durchgangsland von Italien nach Deutsch-
laud und Frankreich zugleich eiue Walstatt der Völker Europas, reich an Stätten
geschichtlicher Erinnerung. Pavia am Tessin war seit der Eroberung durch
Albuin zwei Jahrhunderte hindurch Hft. des Lougobardeureiches. Auf den rau-
discheu Feldern bei Vercelli [wertjchehi] vernichtete Marius die Cimbern
(101 v. Chr.). In dem Kampfe der lombardischen Städte gegen Barbarossa
legten diese das befestigte Alefsändria an. Und in dem Apenninenschlosse
Canossa demütigte sich Heinrich Iv. vor Gregor Vii.
5. Die Halbinsel Italien. Der Apennin durchzieht die Halbinsel
in ihrer ganzen Länge. Er hebt w. von Genna bei den Alpen an und
läuft in einem nach S.w. offenen Bogen bis an die Straße von Messma.
Der mittlere Apennin drängt sich hart an das Adriatische Meer heran;
in diesem Gebirgszuge liegt in den wilden Abruzzen der Schneegipfel des
Gran Sasso d'jtalia (der große Fels Italiens), 2900 m. Nament-
lich hier sind der Innenseite des Bogens niedrigere-Bergzüge, „Snb-
apennin" genannt, vorgelagert, die mehrere Seeen, darunter den trasime-
nischen, einschließen und die Flüsse s.o.-wärts drängen, bis sie die Kette
in s.w. Richtung durchbrechen. Abgesondert erhebt sich der Monte Gär-
gano auf der nach ihm benannten Halbinsel, „dem Sporn des Stiefels".
Der Apennin besteht vorherrschend aus Kalk und ist daher wasserarm.
Den Fuß und die unteren Abhänge des Gebirges umkleiden herrliche
Kastanien-, Oliven- und Buchenwälder; die Rücken sind kahl oder mit
einem Teppich von Gebirgskräutern bedeckt. Die wunderbare Klarheit der
Lust ermöglicht die schönsten Fernsichten bis an das blaue Meer.
An der Ostseite des Gebirges zieht sich ein nur schmaler Küstenstrich hin,
der in der apulischen Ebene baumlos, sandig und wasserarm ist. Weit gün-
stiger gestaltet ist Italiens Westseite, das „Antlitz der Halbinsel". Da, wo
der Nordapennin in einem Bogen das Meer umgiebt, liegt die zwar schmale,
aber wohlangebaute, herrliche Küstenlandschaft Ligurien, die hochgepriesene
Riviera (d. i. Küste), wegen des milden Klimas eine berühmte Winterheilstätte.
In der Mitte derselben Genua, das mit seinen prächtigen Palästen vom Meer
aus am Apennin aufsteigt, erster Handelshafen Italiens und Seeplatz für die
Gotthardbahn; 210000 E.
Die W.-Seite des Apenninen-Bogens ist so weit von der Küste ent-
fernt, daß Raum zur Entwicklung von Tiefebenen, Flußläufen und größeren
Städten bleibt. Die 3 größeren Ebenen diefer W.-Seite sind:
a) Das Arno-Tiefland, der dicht bevölkerte Fruchtgarten Toskanas, der aber
an der Küste in unbewohnte Snmpsniederuugen übergeht, die „Maremmen",
die im Sommer von der Malaria heimgesucht werden, einer Fieberluft, die sich
hier und weiter südwärts über den verstopften Flußmündungen entwickelt. Am
mittleren Arno liegt das an Kunstwerken reiche Florenz, die „Blumenstadt",
190000 E., mit bedeutenden Strohflechtereien und Seidenfabriken. Bedeutend
für den Seeverkehr ist Livorno.
b) Das wellenförmige Latium, vom Tiber durchflössen. Durch ihre Lage
und die verhältnismäßige Größe des Flusses ist diese Ebene der einzige natür-
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Barbarossa Barbarossa Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Genna Messma Toskanas Arno
Extrahierte Ortsnamen: Italien Europas Italiens Italien Frankreich Europas Pavia Vercelli Apenninenschlosse
Canossa Italien Italiens Italiens Ligurien Genua Italiens Apenninen-Bogens Florenz Livorno Latium
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Extrahierte Personennamen: Corsica Mallorea Ivo Bernhard
Extrahierte Ortsnamen: Irland Asiens Europas Sardinien Island Irland Kreta Bornholm Malta Hochlaud Asien Afrika Minden Europas Rhein Hinter-Rhein Europas Genua
100 Mitteleuropa.
Das Klima ist der hohen Lage des Landes wegen im allgemeinen
rauh, besonders im Gebirge und auch auf der Hochebene, milder in den
sonnigen Thäleru, am Bodensee und Geusersee und besonders im Kanton
Tessin. Die reine Luft ist der Gesundheit zuträglich. An Niederschlägen
ist die Schweiz sehr reich.
2. Die Bewohner. Nahezu 3/4 der Bevölkerung sind deutscher
Abstammung. In den w. und s.-w. Teilen wird französisch, im 8.
italienisch gesprochen und in Graubünden wohnt rhätische Bevölkerung.
Über die Hälfte der Bewohner ist evangelischer Konfession, die übrigen
katholisch. Die hauptsächlichsten Nahrnngsquellen sind Viehzucht,
Industrie, Landbau und Fremdenverkehr. Hervorragend ist die
Baumwollenindustrie im 0., ferner die Uhrenindustrie von Genf und im Jura.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Die Schweiz ist ein
Bundesstaat von 25 Republiken (Kantonen).
Bern, Bundes-Hst. an der Aar. — Zürich, am Züricher See, wichtige Industrie-
stadt und Eisenbahnknotenpunkt; volkreichste Stadt der Schweiz (103 Tsd. E.). —
Basel, erster Handelsplatz der Schweiz, am Rheinknie gelegen. — Luzern, in
schöner Lage am Vierwaldstättersee, Eingangsthor zu den herrlichen Gebirgsgruppen
der Urschweiz; starker Fremdenverkehr. — Genf, am Austritt der Rhone aus dem
Genfer See; gewerbthätigste Stadt der Schweiz.
3. Österreich-Ungarn.
(676 000 qkm, 43,2 Mill. E.)
1. Das Land. Lage und Grenzen nach der Karte. Das Reich
berührt mit der Halbinsel I st r i e n und der Küste v o u D a l m a t i e n nur
auf eiue kurze Strecke das Meer, ist also vorzugsweise ein Binnenstaat. —
Die Bodengestaltung zeigt die größte Mannigfaltigkeit. Über 3/4 des
ganzen Bodengebietes gehört dem Gebirgslande an. Die Hauptteile
desselben sind 1. das Alpenland, welches als „Ostalpen" von den
Schweizer Alpen bis zur Donau zieht, 2. das b ö h m isch-m ährische
Stufenland mit seinen Randgebirgen (S. 60, 74 u. 76 ff.), 3. die
Karpaten. — Das Tiefland umfaßt die weiten Tiefebenen von Ober-
und Nieder Ungarn. — Hauptfluß des Reiches ist die Donau,
welche dasselbe seiner ganzen Ausdehnung nach von Passau bis zum eisernen
Thor bei Orsova durchfließt. Beschreibe ihren Laus und nenne ihre wichtigsten
Nebenflüsse nach der Karte! Der Hauptfluß des böhmischen Kessellandes ist
die Elbe mit der Moldau.
Die Ostalpen umfassen in ihrem Hauptzuge die Tiroler Alpen mit dem
Innthal und dem Brennerpaß, über welchen die Bahn von Deutschland nach
Italien führt, die Tauern und die eisenreichen steirischen Alpen mit dem
Semmeringpaß, über welchen die Bahn von Wien nach Trieft führt. Diesem
Hauptgürtel sind als n. Kalkalpen die deutschen, Salzburger und öfter-
reichischen Alpen (mit dem Wiener Wald) vorgelagert. Im L. ziehen sich die
karnischen und julischen Alpen, der wald- und wasserarme Karst (Adelsberger
Grotte) und die dinarischen Alpen hin.
Das karpatische Mittelgebirge legt sich in einem großen n.-ö. Bogen um
das ungarische Tiefland. Es besteht aus dem von hohen Randgebirgen umschlossenen
Hochlande von Siebenbürgen, dem niedrigen, aber steilen Karpaten-Wald-
gebirge und dem karp atisch-nngarisch en Hoch lande, welches mit den kleinen
Karpaten bis zur Donau reicht. Die höchste und großartigste Erhebung bildet das
Granitgebirge der hohen Tatra (bis 2700 m hoch), welches alpine Pflanzen- und
Tierformen aufweist (Gemse und Murmeltier auch hier heimisch). Im N. ist dem
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Genf Bundes-Hst Basel Rheinknie Luzern Genf Schweiz Donau Karpaten Ungarn Donau Orsova Deutschland Italien Wien Donau